Mitarbeiter müssen Allround-Genies sein
Sielemann Metallbearbeitung in Bünde investiert Millionenbetrag in neue Fräsmaschine
Es gibt Unternehmen, die trotzen der Krise. Die »Sielemann Metallbearbeitung GmbH & Co. KG« gehört dazu. Etwa 1,8 Millionen Euro investiert die Geschäftsführung zurzeit in eine neue Maschine. Entlassungen oder Kurzarbeit müssen die Mitarbeiter vorerst nicht fürchten.
»Wir sind ein Dienstleister für den Werkzeugmaschinenbau«, erzählt Eigentümer Hans Peter Sielemann. In wirtschaftlich guten Zeiten bearbeitet das Unternehmen im Kundenauftrag viele neue Werkstücke, in schlechteren Zeiten – so wie heute – werden vermehrt gebrauchte Teile wieder auf Vordermann gebracht. Die Auftraggeber haben ihre Produktionsstätten in Deutschland und den benachbarten Ländern. Regelmäßig transportieren große Lastwagen die bis zu 40 Tonnen schweren Werkstücke von und zu Sielemann.
Das Unternehmen ist spezialisiert aufs Schleifen von so genannten Werkzeugmaschinen-Führungsbahnen; sie können bis zu zwölf Meter lang und 3,2 Meter breit sein. Mit modernster Technologie garantiert Sielemann Genauigkeit im tausendstel Millimeterbereich. Außerdem gehören zum Portfolio ein äußerst präzises Fräsen, Bohren und Hobeln.
Hans Sielemann, der Vater des jetzigen Geschäftsführers, gründete 1922 den mittelständischen Familienbetrieb in Bündes Innenstadt. Ursprünglich produzierte es Messerschleifmaschinen. Später entwickelte der Gründer und Erfinder eine so genannte Vertikalrundschleifmaschine mit mehreren eigenen Patenten. Die Maschine verkaufte sich nach Unternehmensangaben weltweit. 1980 investierte Sielemann kräftig und bezog in einem Bünder Gewerbegebiet nahe der Autobahn neue, wesentlich größere Hallen.
16 Jahre später übernahm Diplom Ingenieur Hans Peter Sielemann die Unternehmensführung – nachdem er von der Pike auf das Handwerk im Betrieb erlernte. Heute hat das nach DIN-zertifizierte Unternehmen 15 Mitarbeiter, davon einen Auszubildenden.
»Wir bilden regelmäßig aus und übernehmen unsere Azubis«, betont Sielemann. Allerdings ist mit dem Gesellenbrief das Lernen noch lange nicht abgeschlossen. Bei Sielemann muss jeder Facharbeiter ein technisches »Allround-Genie« sein, mehrere hoch qualifizierte Aufgaben beherrschen und ein sehr gutes Fingerspitzengefühl besitzen – das alles erfordert ein lebenslanges Lernen.
Zurzeit montieren Mitarbeiter die neue Portalfräsmaschine Zayer Memphis U 9000. Sielemann: »Wir können damit Werkstücke von 9000 mal 3000 Millimeter komplett mechanisch bearbeiten. Mit der Memphis haben wir unsere Kapazitäten in der Fräsbearbeitung entscheidend erweitert.«
Etwa 1,6 Millionen Euro kostete die Maschine, die Nebenkosten wie Fundament und Montage betragen 200 000 Euro. Trotz der hohen Investition wird sich die Maschine rentieren, ist Sielemann sicher. »Sie verbindet Genauigkeit und Leistung ideal mit Wirtschaftlichkeit «, betont der Ingenieur.
Fotos & Text: Alexander Kröger
Westfalen Blatt, 06.05.2009